DIE DEUTSCHE SPRACHE IN LITERATUR, GESELLSCHAFT UND POLITIKKanton Bern OFFENER BRIEF AN STÄNDERAT HANS STÖCKLI,
Präsident der kantonalen Expertenkommission für die Zweisprachigkeit (April 2019)Sehr geehrter Herr Stöckli
Sie haben die kantonale Expertenkommission für die Zweisprachigkeit präsidiert. Deren Bericht haben wir mit Interesse gelesen.
Wir sind mit vielen der Folgerungen einverstanden.
Zum Wohle von Wirtschaft und Gesellschaft tun wir gut daran,
die Möglichkeiten der Zweisprachigkeit, welche unser Kanton bietet, besser auszuschöpfen. Nicht berücksichtigt worden ist, dass auch das Deutsch im Berner Jura gefördert werden sollte.
Den besten Beitrag zur Zweisprachigkeit im ganzen Kanton kann die Schule leisten.Wir sind auch der Meinung, dass das schon vorhandene Potential an der Sprachgrenze und im Berner Jura bei weitem nicht ausgeschöpft worden ist. Der Bericht geht z.B. nicht auf die Täufer und andere kleine Gruppen im ländlichen Raum ein, die seit langem im Jura ansässig und heute bereits zweisprachig sind. Diese sprachliche Minderheit verdient es, ebenfalls geschützt zu werden, nach dem Prinzip, dessen Wortlaut im Bericht der Expertenkommission gleich viermal zu lesen ist: Je kleiner eine Minderheit ist, desto mehr muss sie geschützt werden.
Der Bericht setzt unseres Erachtens zu sehr auf Bevölkerungswachstum als Wirtschaftsmotor. Bekanntlich gründet aber der Wohlstand des Kantons Bern und des ganzen Landes auf der Tüchtigkeit der Berufsleute. Hohe berufliche Qualifikation ist im ganzen Kanton vorhanden, und diese gilt es zu erhalten. Zuzüger braucht es eher subsidiär.
Der Bericht schwankt zwischen dem Gedanken der Zusammenarbeit und jenem der Konkurrenz. Der Kanton ist aber wohlberaten, vor allem die Zusammenarbeit mit den andern Kantonen der Hauptstadtregion zu pflegen und zu suchen.
Wir bitten Sie darum, diese Ansätze in die Förderung der Zweisprachigkeit im Kanton einzubringen.
Mit freundlichen Grüßen
Sprachkreis Deutsch